Makrofotografie
Bei der genauen Definition der Makrofotografie gehen die meisten Meinungen auseinander. Eine relativ großzügige Auslegung definiert den Bereich der Abbildungsmaßstäbe von 1:10 bis 10:1 als Nah- bzw. Makrofotografie. Bei anderen fängt es erst irgendwo bei 1:4 an. Es soll ganz fanatische Makroanhänger geben, die tolerieren nur den Maßstab 1:1 als „echtes“ Makro.
Abbildungsmaßstab
Wer sich mit dem Thema Makrofotografie auseinandersetzt, kommt an diesem Begriff nicht vorbei.
Abbildungsmaßstab:
In der Fotografie bezeichnet man als Abbildungsmaßstab das Verhältnis der Abbildungsgröße eines Objektes auf der Filmebene zur Größe des Originalobjektes selbst.
Der Abbildungsmaßstab nimmt mit kleiner werdendem Abstand zum Objekt und mit Verlängerung der Objektivbrennweite zu. Aufgrund der einem jeden Objektiv eigenen Naheinstellgrenze (der Mindestabstand zum Objekt), unterhalb derer es nicht mehr möglich ist, auf das Objekt zu fokussieren, kann der Objektabstand allerdings nicht beliebig verringert werden. Ein Objektiv besitzt also einen maximalen Abbildungsmaßstab.
Spezielle Objektive für die Makrofotografie, die sogenannten Makro-Objektive, können mit einem besonders geringen Objektabstand eingesetzt werden und ermöglichen dadurch einen besonders großen Abbildungsmaßstab, wie beispielsweise 1:2 (die Abbildung ist halb so groß wie das Objekt) oder 1:1 (Objekt wird in Originalgröße auf der Filmebene (Sensor) abgebildet).
Der max. Abbildungsmaßstab wird bei vielen Herstellern als Dezimalzahl angegeben z.B. beim Tamron 70-300 als 0,25. Es entspricht einem Verhältnis von 1:1/0,25 = 1:4.
Beispiele zur Berechnung des Abbildungsmaßstabes:
Bildet die Kamera einen 20 cm hohen Kopf auf dem Film mit einer Höhe von 0,5 cm ab, so ist der Abbildungsmaßstab 0,5:20 (= 0,025-fach) = 1:40
Wird eine 35 mm lange Libelle formatfüllend auf 35-mm-Kleinbildfilm (VF Sensor) abgebildet, bedeutet dies einen Abbildungsmaßstab von 1:1
Bei Abbildungsmaßstäben größer als 1:1 spricht man von Mikrofotografie.
Schärfentiefe
Die Schärfentiefe ist sowohl das größte „Problem“ als auch ein wichtiges Gestaltungsmittel in der Makrofotografie.
Je größer der Abbildungsmaßstab, also je näher man an das Motiv kommt, desto geringer wird die Schärfentiefe. Meist beträgt sie nur wenige Millimeter.
Fokussiert man z.B. bei einem Insekt aufs Auge, sind Hinterteil oder Flügelspitze meist nicht mehr in der Schärfenebene. Hier ist es also sehr entscheidend, dass das Objekt und Sensorebene möglichst parallel zueinander ausgerichtet werden.
Die Blendenöffnung ist natürlich das Werkzeug der Wahl um die Schärfentiefe zu beeinflussen. Bei großer Blendenöffnung (kleine Blendenzahl) ist die Schärfentiefe sehr gering und nimmt mit kleiner werdender Blendenöffnung (größere Blendenzahl) zu.
Allerdings sollte man aufgrund der zunehmenden Beugungsunschärfe hier die Blende nicht zu weit schließen.
Focus Stacking
Um eine durchgehende Schärfentiefe zu erreichen, kann man diese besondere Form der Makrofotografie nutzen. Hier werden sehr viele Fotos von dem Objekt gemacht, wobei man bei jedem einzelnen Bild den Fokuspunkt ein wenig verschiebt. Die Bilder werden anschließend mit einer entsprechenden Software zusammengerechnet (gestapelt = engl. Stacking).
Der Fokuspunkt kann entweder mit dem Fokusring am Objektiv verschoben werden, oder man benutzt eine Makroschiene um den Abstand der Kamera zum Objekt zu verändern.
Es gibt auch viele Programme oder Apps, die die Kamera entsprechend steuern.
Equipment
Das benötigte Equipment hängt natürlich, – wie immer, von der genauen Aufnahmesituation ab.
Als erstes wäre das Objektiv.
Die besten Ergebnisse lassen sich mit „echten“ Makroobjektiven erzielen (bis Abbildungsmaßstab 1:1) , jedoch sind diese meist nicht ganz billig und als Festbrennweiten nicht sehr flexibel.
Es gibt aber günstige Alternativen, falls man einfach mal hineinschnuppern möchte, oder nur ab und zu mal eine Nahaufnahme benötigt, z.B.: Nahlinsen, Zwischenringe, Umkehrringe (Retroadapter) und Balgengeräte.
Aufgrund der geringen Schärfentiefe und der meist längeren Belichtungszeiten bei Makroaufnahmen, ist ein Stativ sehr nützlich um Bewegungsunschärfe zu vermeiden. Auslösen sollte man mit einem Kabel- oder Fernauslöser um ebenfalls Kameraerschütterungen zu vermeiden. Sehr nützlich ist die Spiegelvorauslösung, über die viele DSLR-Kameramodelle verfügen, um Erschütterungen durch den Spiegelschlag zu vermeiden. Hier wird beim ersten Auslösen lediglich der Spiegel hochgeklappt und erst bei der zweiten Auslösung erfolgt die Aufnahme.
Alternativ kann man hier auch den Liveview-Modus verwenden, da in diesem Modus der Spiegel permanent hochgeklappt ist.
Der Autofokus eignet sich meist nicht so gut für Makros, daher wird meistens manuell Scharf gestellt. Hier ist die Bildschirmlupe im Liveview-Modus ein nützliches Hilfsmittel.
Autor: Carsten Schlatt,
Die Autorenschaft erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit und Richtigkeit. Alle verwendeten Quellen wurden nach bestem Wissen und Gewissen angegeben. Konstruktive Hinweise, Ergänzungen oder Fragen sind herzlich willkommen und können gerne als Kommentar verfasst werden.
Vielen Dank für den ausführlichen und guten Vortrag zum Thema Makrofotografie.
Super Beitrag vielen Dank
Da hab ich sicher noch einige Fragen zu
Vielen Dank für ausführlichen, guten Vortrag ! ! !
Ein toller Beitrag, der im Bereich der Makrofotografie durchaus hilfreich ist. Besonders für Anfänger*innen sind die Erläuterungen von Begriffen sicherlich hilfreich und sorgen für ein gewisses Verständnis. Um die Theorie mit der Praxis zu verbinden, werden zahlreiche Beispiele genannt, was mich persönlich bei der Veranschaulichung half.